Ankommen in Yangon: Die Einreise am Flughafen ist einfach, mit dem vorher bestätigten eVisa kein Problem. Wir dürfen 28 Tage bleiben. Eine freundliche junge Frau schreibt uns einen Taxibeleg und begleitet uns zum Taxifahrer. Der ebenfalls freundlich und fröhlich kein Problem damit hat, einen Moment zu warten, da Sven erstmal rauchen möchte. Als wir von ihm hören, dass die Fahrt bis zum Hotel in Yangon Downtown aufgrund des Verkehrs bis zu 1 1/2 Stunden dauern kann, geleitet er mich auch noch hilfreich zu den Toiletten und achtet auch drauf, dass ich den Weg zurück zum Taxi finde! 😉
Die Fahrt ist für uns zunächst erstmal sehr „verwirrend“, weil: Es wird in Myanmar rechts gefahren wie in Deutschland, aber die Fahrer sitzen auch rechts, wie beim Linksverkehr… wir sind irritiert! 🙂
Unser Taxifahrer singt laut und falsch mit zur birmanischen Musik, wir haben breites Grinsen im Gesicht. Nach etwas über einer Stunde sind wir dann am Hotel „Clover City Plus“ in der 32. Straße in Yangons Downtown bzw. wir werden am Ende der Straße rausgelassen, weil es eine Einbahnstraße ist und der Weg einmal um den Block bei dem Verkehr unnötig lange dauern würde. Es sind nur ein paar Schritte zu Fuß, das Einchecken ist easy und das Zimmer durchaus okay.
Und dann gehen wir unseren ersten Gang durch Yangon Downtown, es ist – ähnlich wie in Colombo/Sri Lanka – staubig, stinkig und heiß wie ‚okkolotze’… aber GEIL!!! Back in South East Asia!!! Hurra!
Die Straßen sind dreckig und laut lieben es die Birmanen auch… WE LOVE IT! 🙂
Da fliegt einem die rot-braune Betelnuss-Spucke vor die Füße, kein Problem!
Und tatsächlich überall freundlich lächelnde Menschen, wir grüßen in alle Richtung. Und überwiegend sehr hübsche Menschen, wow!
Wir haben Hunger, es ist mittlerweile Nachmittag und es gab kein Mittagessen. Sven recherchiert kurz und wir stoßen auf den „999 Shan Noodle Shop“ ( http://yangonlife.com.mm/en/directory/999-Shan-Noodle-House) in der 34. Straße. Wir schieben uns durch die Menge und den nicht abnehmenden Straßenverkehr. Vorsicht ist bei Bussen geboten, die halten nicht, im Gegenteil, laut hupen und draufhalten ist die Vorgehensweise der Busfahrer. Überall sind kleine Shops und Straßenhändler, es wird geschrien und Waren lauthals angepriesen. Und unterschiedlichste Gerüche organischer Art strömen von allen Seiten auf uns ein! 😉
Der Nudelshop erweist sich als Glückstreffer, von da ab sind wir jeden Tag dort, da wir das Hotel ohne Frühstück gebucht haben (soll nicht gut sein).
Anschließend laufen wir durch die Straßen, Mittelpunkt in Downtown ist die Sule-Pagode, die zurzeit zwecks Renovierung eingerüstet ist. Allerdings mit Bambusstäben in der Form der Pagode, das sieht nachts besonders interessant aus. Als wir zwei Wochen später wieder in Yangon sind, ist das Gerüst weg, darum hier ein vorher/nachher Bild:
Wir finden auch schnell einen ATM um uns mit lokaler Währung Kyat (gesprochen: Tschad) zu versorgen. Im Gegensatz zu bisherigen Ratschlägen, unbedingt neue, glatte, unbeschädigte Dollar-Noten mit nach Myanmar zu nehmen, ist es mittlerweile bzw. seit November letzten Jahres so, dass die Regierung die Landeswährung stärken will und die meisten Hotels und Läden nur noch Kyat akzeptieren (müssen).
Bei unserem abendlichen Gang stehen wir wohl etwas planlos in der Nähe der Sule-Pagode, wo uns Tony anspricht. Er ist indischer Abstammung, seine Familie lebt allerdings bereits in der dritten Generation in Myanmar. Als Reiseleiter und Tour-Guide bietet er uns an, am nächsten Tag einen Stadtrundgang zu machen, kosten 35$. Ich bin etwas misstrauisch, aber nachdem wir noch zusammen ein Bier trinken waren und uns ein wenig besser mit Tony bekannt gemacht haben, verabreden wir uns für den nächsten Morgen 9:30 Uhr, Treffpunkt „999“.
Und so verbringen wir den nächsten Tag mit Tony, gehen gemeinsam viele Kilometer zu Fuß durch die Stadt: Zuerst gehen wir an vielen alten Kolonialbauten entlang der Haupt- und Uferstraße entlang, auf dem Weg zur „Botataung Pagoda“, die einzige Pagode, die man von innen besichtigen kann.
Entlang der Hauptstraße am Yangon-Fluss gehen wir danach weiter zum Fähranleger, um auf die andere Seite des Flusses zu fahren. Auf der ‚public‘ Fähre sind wir die einzigen „weißen Langnasen“, die Menschen schauen (starren) lächelnd, Sven wird als Westler im Sarong wohlwollend hinterher geschaut. Erst Staunen, dann Lächeln, dann Daumen hoch! (Myanmar ist das Land des Sarongs – hier longyi genannt – für Männer und Frauen bevorzugtes Kleidungsstück.)
Auf der Fähre drängeln sich Warenhändler durch die Sitzreihen, wir gönnen uns ein wenig frische Papaya und Wassermelone. Es ist verdammt heiß, 36 Grad oder mehr sind echt eine Herausforderung!!! Beim Verlassen der Fähre gehen wir dicht gedrängt mit der Menge, ich bin Auge in Auge mit einem Korb voller Hühnern vor mir… 😉
Auf der anderen Seite des Flusses herrscht ein komplett anderes Leben, die Überquerung des Flusses scheint wie ein Wechsel in eine andere Welt. Hier einfaches Landleben mit Schotter- und Sandstraßen, Hütten an der Straßenseite, alles wirkt eher ärmlich. Und nur wenige Minuten übers Wasser entfernt die Großstadt Yangon, mit all dem Trubel, Lärm und Gestank einer überfüllten Großstadt.
Der Verkehr ist übrigens deshalb so dicht gestopft und überfüllt, weil es so viele Taxis, Busse und andere Vierräder aller Art gibt, allerdings keine motorisierten Zweiräder. Irgendein Politiker war wohl vor Jahren mal in einen Unfall mit Motorrad verwickelt, danach wurde das Fahren von Motorrad/ Scooter etc. in Yangon schlichtweg verboten.
Unser Tagesausflug geht weiter, wieder zurück in die Stadt mit der Fähre und zu Fuß Richtung Downtown, wo wir erstmal mit Tony bei seinem Lieblingsinder „Rice & Curry“ essen: „Golden City Chetty Restaurant“ – sehr lecker, endlich wieder indisches Essen! 🙂 Ein weiterer täglicher Stammplatz!
Das Gute an Tony ist, dass wir ihn alles fragen können zum Beispiel, ob er uns eine gute Laundry zeigen kann, wir hätten ein paar Kleidungsstücke zum Waschen. Er sagt uns, dass es kaum noch Wäschereien in Yangon gibt, die meisten Haushalte hätten mittlerweile eine Waschmaschine. Ob das stimmt? Er jedenfalls habe eine und er bietet uns an, die paar Teile für uns zu waschen.
Wir laufen weiter, zur etwas versteckten Markthalle im indischen Viertel, dort wo er seine Gewürze und Curry-Zutaten kauft. Alles sehr spannend und verlockend, wir wollen auf jeden Fall nochmal wiederkommen, um uns ein wenig Gewürze für Deutschland zu kaufen, auch wenn es vielleicht nicht ganz so schmeckt wie hier, die Erinnerung zählt!
In der großen Hauptmarkthalle findet Sven dann noch einen Myanmar-Sarong und ich kaufe mir „Thanaka“, das typische Puder, mit dem die Birmanen ihre Haut schützen.
Weitere Stationen sind der kleinere der beiden Stadtseen, dann noch zum „Reclining Buddha“
und zum Abschluss die große Shwe-Dagon-Pagode, die wir unbedingt zum Sonnenuntergang sehen sollen, um auch das volle Farbspektakel von vor und nach dem Sonnenuntergang zu erleben! Natürlich sind wir nicht die einzigen 😉 es ist schon ein wenig wie auf dem Rummelplatz während des Rundgangs um die Pagode.
Dabei fallen vereinzelte Plätze auf, an denen die „Tages-Buddhas“ stehen, das heißt je nach Wochentag Deines Geburtstages gibt es eine Statue, zu der die Menschen Blüten bringen und den Buddha mit Wasser übergießen, um sich so von ihren Sünden rein zu waschen. Kleine Randnotiz: So stellen Sven und ich fest, das wir beide an einem Dienstag geboren wurden! 🙂 Und na klar, gießen auch wir ordentlich Wasser über ‚unseren‘ Tuesday-Buddha, man weiß ja nie…!
Am Ende dieses sehr abwechslungreichen Tages mit Tony gehen wir noch zusammen etwas trinken und nach fast 12 Stunden verabschieden wir uns, glücklich, dass wir ihn getroffen haben.
Einer unserer nächsten Ausflüge in den kommenden Tagen ist die Fahrt mit dem „Circular Train“, drei Stunden für die Umrundung des Großraumes Yangons mit dem Bummelzug. Wird in jedem Reiseführer empfohlen und auch Tony hat uns das nahegelegt. Also starten wir die Tour am Sonntag über die heiße Mittagszeit und lassen uns deutlich durchrütteln! Da wir keine Station haben, an der wir aussteigen wollen, um irgendetwas Spezielles zu sehen, fahren wir einmal im Kreis. Das Erlebnis ist auch eher, mit den Einheimischen im Zug zu sitzen, sich schüchtern anzulächeln und zuzuwinken. Fazit: Die Tour kann man machen, muss man aber nicht. 😉 Übrigens: auf dem Bild unten rechts der kleine gelbe, speckige Mülleimer ist für die Betelspucke der Mitreisenden… 🙂
Zumindest wissen wir hinterher, was Tony meinte mit Zugfahren in Myanmar ist keine gute Idee: Bahnfahren in Myanmar ist ein absolutes „no go“ – zu lange dauern die Fahrten und mit so rumpeligen Strecken, dass durchaus die Gefahr besteht vom Sitz zu fliegen. Kein Scherz…
Die beste Möglichkeit der Fortbewegung in Myanmar ist der Bus (oder Privatfahrer – aktuell zu teuer für uns), allerdings ist Busfahren ähnlich wie in Cambodia langatmig, da die Straßen nicht so gut ausgebaut sind, für kürzere Strecken geht es, aber nur mit Schutzkleidung gegen extreme Klimaanlagen. 😉 auch kein Scherz…
Fazit: domestic flights innerhalb Myanmar sind eine gute Option, allerdings haben wir dazu keine Info oder eigene Erfahrungen.
Die restliche Zeit der vier Tage in Yangon streunen wir einfach durch die Straßen, irgendwie berauschend für uns. Kaum vorstellbar bei gefühlten 40 Grad und mehr, wenn einem dann noch die Busse extra heiße Luft um die Beine pusten fühlt es sich wirklich an, als würde man heiß geföhnt. Im Ganzen gegart! 😉 Darum sind wir froh, dass wir als nächstes an die Küste fahren, Richtung Westen nach Ngwe Saung.
Tony sagt:
If you plant a tree in this life maybe you will get the shadow in your next life!